Synagoge und Friedhof

Zu den zentralen Einrichtungen einer jüdischen Gemeinde gehören Synagoge und Friedhof. Die Synagoge war auch in Laupheim das Zentrum der jüdischen Gemeinde. Ihr schnelles Wachstum machte insgesamt fünf Neubauten bzw. Erweiterungen der Synagoge nötig. Nach einer Betstube entstand 1770 ein eigener Synagogen-Bau neben dem Friedhof. 1822 wurde er durch den Neubau einer größeren Synagoge ersetzt, die - wie alle späteren auch - am Rand des Judenviertels lag und schon 1836 wegen Baufälligkeit wieder erneuert werden musste.

Ein weiterer Umbau reagierte 1877 auf den enormen Zuwachs der Gemeinde seit der Jahrhundermitte, die damals mit knapp 850 Personen, das waren rund 23 Prozent der Bevölkerung, ihren demografischen Höchststand erreichte und damit nach Stuttgart vorübergehend größte Judengemeinde in Württemberg war. Bei der Erweiterung erhielt die Westfassade in Anlehnung an christliche Sakralbauten zwei gekoppelte Türme und zwei Glocken. Nach derem Schlag stellten auch die christlichen Laupheimer ihre Uhr. Die jetzt unübersehbar repräsentative Architektur drückt gleicher- maßen das gewachsene Selbstbewusstsein der Gemeinde wie deren weitgehende Akzeptanz durch die nichtjüdische Bevölkerung aus. 1902 fertigte der Laupheimer Künstler Friedrich Adler Pläne für eine weitere Innenrenovierung. Sie sollte die letzte bleiben.

Die Juden sollen an ihren Ceremonien nicht gehindert werden. Juden wird geraten, sich an den christlichen Feyertagen ruhig und still in ihren Häusern zu halten... . Allerdings soll ihnen erlaubt sein, eine Schabbis-Magd von den Christen zur Anzündung ihrer Lichter zu gebrauchen.

2. Schutzbrief, 1754.

Wie ihren Versammlungs- und Betort erhielten die Laupheimer Juden ihre Begräbnisstätte bereits im ersten Schutzbrief zugestanden. Sie lag unmittelbar auf dem "Judenberg" und nicht wie bei vielen anderen Judenorten weit außerhalb der Ansiedlung. Die etwa tausend erhaltenen Steine des Friedhofs spiegeln in ihrer Formensprache die wachsende Angleichung der Laupheimer Juden an die sie umgebende Mehrheitskultur im 19. Jahrhundert.


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