Von Laupheim nach Hollywood

Carl Laemmle wurde 1867 in der Laupheimer Radstraße geboren. Nach dem Besuch der Lateinschule durchlief er eine kaufmännische Lehre in Ichenhausen. Danach folgte der Siebzehnjährige seinem Bruder Joseph in die Neue Welt. Wie Laemmles Sohn später berichtete, verwirklichte Laemmle damit seinen Jugendtraum: "Er wollte einen Indianer sehen. Schon damals in Laupheim las er eine Menge über Indianer, Cowboys, Reiter im Wilden Westen und Buffalo Bill. Diese staunenswerten Leute zu sehen, wurde Traum seiner Jugend."

Der Anfang in Amerika war mühsam und kärglich. Erst mit 39 Jahren gelang dem schwäbischen Auswanderer der Einstieg ins Filmgeschäft mit dem Kauf eines Nickelodeons. Bald brachte er es zur größten Filmverleihfirma. Seit 1909 produzierte seine "Independent Moving Picture Company of America" eigene Stummfilme. Als erstes entstand ein Film über den lndianermythos "Hiawatha". Literarische Vorlage lieferte das romantische, volkstümliche Versepos von Henry Wadsworth Longfellow, das 1857 von Ferdinand Freiligrath übersetzt worden war.

Heftige Kämpfe mit dem Edison-Trust waren zu bestehen, bevor Laemmle schließlich 1915 "Universal City", das lange Zeit größte Filmstudio Hollywoods, einweihen konnte.

Mit den nahezu 2000 Filmen, die die 1912 von ihm mitbegründete "Universal Pictures Corporation" unter seiner Präsidentschaft produzierte, hat Carl Laemmle Filmgeschichte geschrieben. Filme wie "Frankenstein" oder "Dracula" haben ihren literarischen Vorlagen zu großer Popularität verholfen.

Den größten Erfolg und zwei Oscars brachte die Verfilmung von Erich Maria Remarques "Im Westen nichts Neues". Unter der Regie von Lewis Milestone entstand ein Film, der das Kriegsgeschehen in noch nie dagewesenem Realismus und großer Eindrücklichkeit zeichnet. Nur ein Jahr nach Erscheinen des Bestsellers wurde der Film am 5. Dezember 1930 in Berlin - und nicht in Laupheim, wie der heimatverbundene Carl Laemmle erwogen hatte - uraufgeführt. Die pazifistische Grundaussage des Films kollidierte heftig mit dem Revanchismus all derer, die sich mit der Niederlage Deutschlands nicht abfinden wollten. Kaum an die Macht gekommen, setzten die Nationalsozialisten das von ihnen als "jüdischer Sudelfilm" verunglimpfte Werk auf den Index.

Auf der Suche nach weiteren literarisch qualitätvollen Vorlagen verhandelte Laemmle mit Thomas Mann wegen einer Verfilmung der Romantrilogie "Joseph und seine Brüder". Doch das geplante Projekt kam nicht mehr zustande. Als Folge der wirtschaftlichen Depression aber auch als Konsequenz mancher Fehlentscheidungen seines Sohnes musste Carl Laemmle 1936 sein Filmimperium verkaufen. Er starb 1939 in Beverly Hills.


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